Feldspezifische Charakteristika
Bei Mediationen im öffentlichen Bereich sind in der Regel mehrere Mediatorinnen und Mediatoren tätig, die als Team mit Gruppen von manchmal bis zu 40 – selten mehr – Interessenvertretern aus unterschiedlichen Bereichen im Spannungsfeld zwischen Umwelt, Wirtschaft, Politik und Sozialem arbeiten. Die Mediationssitzungen, die sich – u.a. wegen der Notwendigkeit, die vielen Beteiligten zu gemeinsamen Terminen zusammenzubekommen - oft über mehrere Monate verteilen, finden in der Regel im Vorfeld bzw. parallel zu den gesetzlich vorgeschriebenen Verwaltungsverfahren statt.
Mediation hat im öffentlichen Bereich in der Regel spezielle Rahmenbedingungen, die in anderen Feldern, wo Konflikte zu regeln sind, so nicht gegeben sind. Sie ist deshalb ganz besonders schwierig und anspruchsvoll. Diese Besonderheiten sind vor allem:
- Die Konfliktparteien bestehen zumeist aus mehreren und zugleich größeren Gruppen, die durch Repräsentantinnen und Repräsentanten mit unterschiedlichen Befugnissen vertreten werden. Die Identität und Anzahl der Konfliktparteien ist nicht von vornherein restlos klar und kann sich im Laufe der Zeit überdies auch noch verändern.
- Interpersonelle und interorganisatorische Konflikte treten daher vermischt auf.
- Entsprechend komplex und oftmals auch fachlich schwierig gelagert sind die Themen; häufig sind sie auch ideologisch oder weltanschaulich geprägt.
- Nicht alle, die an der Mediation teilnehmen, haben wirklich ein ernsthaftes Interesse an einer allseits zufriedenstellenden Lösung – oft wird das nur vorgeschoben und dann heimlich sabotiert.
- Da bei vielen Beteiligten nicht alle in gleicher Weise involviert sein können, überlappen sich zur selben Zeit verschiedene Konflikte mit zum Teil auch unterschiedlichen Reichweiten: reine Sachkonflikte, Machtkämpfe und ggf. Systemveränderungsbestrebungen; die Interessenebenen sind daher vielfältig und divergent.
- Die Konflikte werden öffentlich ausgetragen, die öffentliche Hand (Politik, Behörden und/ oder andere öffentliche Organisationen) ist maßgeblich involviert und dort liegen meist auch die letztlichen Entscheidungskompetenzen.
- Rechtliche Restriktionen und die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen engen daher den Lösungsspielraum weitaus stärker ein, als das im zivilen Rahmen der Fall ist.
- Der Ausgang von Rechtsstreiten ist vergleichsweise unsicher.
- Es herrschen meistens große Macht- und Ressourcenungleichgewichte.
- Entsprechend groß ist die Gefahr politischer Instrumentalisierung.
Unter diesen Umständen Konflikte trotzdem mediativ bewältigen zu können, dazu will unser Verein beitragen und Orientierung sowie Hilfestellungen bieten!